Sânpetru German   

Das Bezdiner Kloster und die Auseinandersetzungen mit Deutschsanktpeter

Das Kloster Bezdin, ein nahezu mystischer Ort für die Menschen aus unserem Dorf, ist uns allen aus Schulausflügen gut bekannt.

 

von Ewald Hensl

Vorwort

Das Kloster Bezdin, ein nahezu mystischer Ort für die Menschen aus unserem Dorf, ist uns allen aus Schulausflügen gut bekannt. Nach langer Wanderung durch den dunklen Eichenwald wurde es plötzlich hell und vor uns lag eine Klosteranlage wie aus dem Märchen. Alles strahlte Ruhe und Gelassenheit aus, allein die hell läutende Kirchenglocke zerriss die Zauberstimmung. Nur selten sah man in sich gekehrte Mönche betend in der Kirche. Wir Kinder tobten stundenlang durch die Anlagen und hinterließen nach unserem Abzug alles wieder der andachtsvollen Stille.
Nahezu in die Bedeutungslosigkeit gefallen im Kommunismus und heute noch um seine Existenz ringend, ist das Kloster das bedeutendste Bauwerk der Region und Zeuge der frühen Besiedlung im 12. Jhdt. Die Macht der Äbte war lange Zeit groß. Über Konflikte mit den neuen Ansiedlern im 17. Jhdt. wird im folgenden Text anekdotisch berichtet.

Zur Geschichte des Klosters [1]

 
Am linken Maroschufer, gegenüber von Petschka, auf dem Gebiet des jetzigen Bezdiner Klosters wird im Jahre 1233 ein Stift Ischou, wahrscheinlich eine Benediktinerabtei, urkundlich erwähnt[1, S.202]. Das Stift wurde während dem Mongolensturm im Jahre 1241 zerstört.


Foto: Die Maroschklöster Rahoncha bei Perjamosch, Ischou bei Deutschsanktpeter und Hodosch bei Felnak[1].

König Mathias Corvinus verlieh im Jahre 1479 den Brüdern Stefan und Marcus Jaksits, als Anerkennung ihres im Türkenkrieg bewiesenen Heldenmutes die Güter der am linken Maroschufer gelegenen Stifte Ischou und Hodosch [1, S.202 ? 206].

Das Kloster Bezdin wurde von den Brüdern Stefan und Mark Jaksits Ende des 15. Jh. auf den Trümmern des Stiftes Ischou errichtet und in mehreren Bauetappen erweitert.

Der bedeutendste Teil des Klosters ist die Klosterkirche aus dem 16. Jh., welche von 3 Seiten vom Klosterbau umgeben wird. Der Barockstil wurde der Kirche durch spätere Umbaumaßnahmen im Jahre 1728 verliehen. An den Bauarbeiten waren auch deutsche Siedler der ersten Ansiedlungsperiode beteiligt, die in der Nähe des Klosters sesshaft wurden [6, Bd. I, S. 256, Akte 376 vom 03.08.1724].
Die zu Ehren der Jungfrau Maria geweihte Klosterkirche serbisch-orthodoxer Konfession soll der Überlieferung zufolge schon in der ersten Hälfte des 16. Jh. ein berühmter Wallfahrtsort gewesen sein [1, S. 203].


Foto: Kloster Bezdin bei Deutschsanktpeter Wirtschaftsgebäude (Foto: Josef Hollerbach)

 
Foto: Im rechten Gebäudeteil befinden sich 37 Klausen (17+18+2)
 


Foto: Kirchengewölbe. Die wertvolle Malerei wurde von Stefan Tenetchi 1753 ausgeführt.

Als eine wichtige Persönlichkeit ist der Guardian (Klostervorsteher) Gherasim Adamovici zu erwähnen, der zwischen den Jahren 1783-1789 im Kloster wohnte und später Metropolit von Hermannstadt wurde.

Das Kloster wurde im Zeitraum 1980-1987 einer umfangreichen Renovierung unterzogen und ist heute eines der wenigen, noch erhaltenen serbisch – orthodoxen Klöster auf dem Gebiete Rumäniens.
 


Foto: Ausflügler der Schule Deutschsanktpeter

Die Auseinandersetzungen der Ansiedler von Deutschsanktpeter mit dem Kloster [2,3,4,5,6]

Die nachfolgende Schilderung der Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern des Bezdiner Klosters und den Bewohnern von Deutschsanktpeter während der Ansiedlungszeit der Jahre 1737 – 1742 ist dem Briefwechsel zwischen dem Theologen Leo Hoffmann und dem damaligen Pfarrer der Gemeinde D. S. P. Josef Szablar aus dem Jahre 1924 entnommen, veröffentlicht im Heimatbuch [2, S.15 – 18]. Durch Recherchen in Baróti?s Werk[6] konnten die Vorgänge untermauert und ergänzt werden.

Im Jahre 1737 kam ein Gruppe Ansiedler aus der Pfalz und dem Schwarzwald, die in den Nachbargemeinden Munar und Saderlach angesiedelt werden sollten[6, Bd. I, S. 412, Akte 85 vom 20.03.1738]. In Munar wurden zwanzig Häuser zu 18 Gulden (fl.) für die neuen Ansiedler gebaut.

Das Bezdiner Kloster war gegen die Ansiedlung, weil diese auf enteignetem Klosterbesitz erfolgen sollte. Das Kloster reichte eine Beschwerde an die Banater Administration in Temeswar ein, um seinen Grundbesitz und den der Gemeinde Munar für sich zu gewinnen.

Die Banater Administration sandte den Oberverwalter Jakob Kovaschitz nach Monora (Munar), damit er die Lage an Ort und Stelle prüfe und auch die Nachbargemeinden nach ihren Meinungen befrage.

Am 10 Mai 1737 fanden sich in Monora (Munar) folgende Personen ein: Jakob Kovaschitz, Oberverwalter und Delegierter der obersten Landesbehörde, Zacharias Heiss, (Schulze; Richter) und Dietrich Weisskirchner von der Gemeinde St. Peter, Dumitru Pistrui (Knes), Nicola Sebul und Peter Sebul (Dorfälteste) von Sekusith (Secusigiu), Streine, Popolou, Schivan, Nimkon und Iovan Iankon von Felnak.

Durch Einflussnahme auf den Verwaltungsbeamten Fischer und den Gouverneur Engelhofen, gelang es den Vertretern des Klosters die Ansiedlung zu verhindern. Als Folge sind 13 Familien im Jahre 1740 nach Rekasch gezogen [7, Teil II, S.59]. Einige Ansiedler zogen auch in die leer stehenden Häuser von Deutschsanktpeter (Preisach).

In einem Schreiben [6, Bd. I, S. 418, Akte 245 vom 25.10.1741] machte Ihre Majestät, Kaiserin Maria Theresia die Strafenteignung der Güter des Klosters aus dem Jahre 1735 rückgängig und verlieh dem Kloster das Terrain auf „Ewige Zeiten“. Dieses Dokument befindet sich im Archiv des Klosters [4].

Zacharias Heiss protestierte gegen die Übergabe des ganzen Grundbesitzes an das Bezdiner Kloster und forderte von dem Munarer Grundbesitz einen Teil neben dem Bezdiner Weg für die Gemeinde Deutschsanktpeter. Der Oberverwalter Kovaschitz hat in seinem Bericht an die Administration die gerechte Forderung von Zacharias Heiss anerkannt [6, Akten vom 12. Mai 1742].

Das Kloster Bezdin reichte abermals ein Gesuch ein und am 9. Juni 1742 bekam Kovaschitz erneut den Befehl nach Monora zu reisen um die Angelegenheit zu erledigen. Im Beisein der Sanktpeterer und Sekusither Gemeinden wurde nach langer Auseinandersetzung folgende Entscheidung gefällt:
„Das gegen Szent Peter, soweit der Wald dauert, die jederzeit vorhin geweste Limites geblieben, zu Endte des Waldes aber bis an den bey gedachten Caludjer Weingarten gegen Monora von Szent- Peter gehenden Graben, also vorhin ihr Caludjer Brun nebst dem Szalas ihren Szent- Peter zugefallen“.

Damit gab sich die Gemeinde St. Peter nicht zufrieden und forderte noch, dass sie ihr Vieh beim „Wasser Mezdoak“ tränken dürfe, was ihr auch nach langen Streitigkeiten mit dem Vorbehalt, dass sie auf das Vieh aufpassen müsste und es nicht in die Felder lassen dürfe, zugesagt wurde.

Daraufhin gab die Hofkammer der Temesvarer Administration die Anweisung, dem Caludier – Kloster Bezdin das Terrain, welches es vor „ohndenklichen Jahren“, da das Banat noch unter türkischer Botmäßigkeit gestanden, zur Subsistenz zugeteilt gewesen, wieder überlassen werden könne [6, Bd. I, S. 60, Akte 108, vom 28. 12. 1742].

Der Guardian des Klosters Theodosio Wesselinovich ließ sich die Rückgabe des Terrains noch durch ein Reskript der Hofkammer bestätigen [6, Bd. I, S. 79 Akte 171 vom 23. 10.1747].

Außerdem verordnete die Banater Administration dem Temesvarer Verwalteramt, dass die Gründe des Klosters von Privateinfällen geschützt werden sollen[6, Bd. I, S. 426, Akte 479 vom 12.03.1748].

Das Bezdiner Kloster ließ zur Sicherung der Klosterdomäne Hottersteine mit lateinischer und kyrillischer Inschrift aufstellen, die noch bis vor dem zweiten Weltkrieg vorhanden waren. Der Streit schien somit endgültig beigelegt.

Der erneute Konflikt nach dem 1. Weltkrieg und sein Ausgang [3]

Gleich nach dem 1. Weltkrieg gab es auch in unserer Gemeinde kleinere Revolten. Die heimgekehrten, besitzlosen Krieger verlangten Brot und Feld. Der starken Sozialdemokratischen Partei der Gemeinde war der große Feldbesitz des Bezdiner Klosters schon von jeher ein Dorn im Auge. Nun hielt die Partei die Zeit gekommen die Felder des Klosters unter der besitzlosen Bevölkerung der Gemeinde aufzuteilen. Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, begab sich eine kleine Delegation der Partei unter der Führung des Herrn Stefan Bader in das Kloster. Sie betraten das Zimmer des Abtes und Stefan Bader sagte mit erhobener Stimme: „Herr Abt, wir sind gekommen um das Feld aufzuteilen.“. Der Abt, die Stimmung unter der Bevölkerung kennend, war auf solches Ansinnen gefasst und sagte ganz gelassen: „Setzt euch Herr Bader“ und verließ das Zimmer. Nach einer Weile kam er mit einem Stock in der Hand zurück, ergriff die Hand Baders und sagte: „Nun beginnen wir mit der Verteilung“ und versetzte spaßhalber einige Hiebe auf den Allerwertesten Baders. Bader entriss sich der Hand des Abtes, stieß ihn zurück und die Delegation verließ eiligst das Zimmer des Abtes.

Der Abt stützte sich noch auf den Schutz der serbischen Besatzung, welche aber nach dem Friedensvertrag von Trianon im Jahre 1920 diesen Teil des Banates räumen musste, wodurch auch die Stellung der serbischen Geistlichkeit geschwächt wurde. Ein Jahr später, nach dem Anschluss des Banates an Rumänien, erschien das Agrarreformgesetz und alle besitzlosen Einwohner der Gemeinde Deutschsanktpeter, Munar und Secusigiu erhielten je ein Joch Feld aus dem Besitztum des Klosters und den Feldern eines Pecskaer Großgrundbesitzers namens Lelik János zugeteilt.

So ist die Verteilung de Klosterbesitzes doch gekommen.

Quellennachweis

  • [1]. Juhász, Coloman, Dr.: Die Stifte der Tschanader Diözese im Mittelalter. Ein Beitrag zur Frühgeschichte und Kulturgeschichte des Banats, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1927 ?
  • [2]. Becker J., Gitzing L., Klepp J. F., Schmidt G.: Heimatbuch der Gemeinde Deutschsanktpeter im Banat / Rumänien, Hrsg. H.O.G. Deutschsanktpeter 1991, GELKA – Druck und Verlags GmbH, Ettlingen ?
  • [3]. Bönisch, Zacharias: „Monographie der Gemeinde Deutschsanktpeter“, 1970 erschienen in: Neue Banater Zeitung, Temeswar ?
  • [4]. Friesenhahn, Walter: Chronik und Heimatbuch der Gemeinde Deutschsanktpeter, Neumarkt 2009 auf CD ?
  • [5]. Waldner, Karl, F.; Petri, Anton, Peter : Beiträge zur Geschichte der Stadt und des Kreises Arad, Druckerei und Verlag Hügel GmbH, Homburg / Bexbach 1993 ?
  • [6]. Baróti, Lajos: Adattár Délmagyarország 18. Századi Történetéhez. Temesvár (Archiv zur Geschichte Südungarns im 18. Jh.; Ein Abdruck der Register der Temesvarer Landesadministration der ersten Hälfte des 18. Jh.) Bd. I, 1893 – 96, Bd. II, 1900 ?
  • [7]. Möller, Karl v.: Wie die schwäbischen Gemeinden entstanden sind; Schwäbische Verlags – AG; Temesvar; Teil I, 1923; Teil II, 1924